Zum Konzept von Kirchenorgeln

ein Teil des Pfeifenwerks in der Orgel der Heilig Kreuz Kirche in Detmold, Nordrhein Westfalen, DeutschlandDie schier unglaubliche Vielfalt von architektonischen wie klanglichen Lösungen bei Kirchenorgeln entspricht der stilistischen, liturgischen und kulturellen Entwicklung von Kirchenräumen in den letzten Jahrhunderten und natürlich besonders in jüngster Zeit. Als wesentliche gemeinsame Merkmale kristallisieren sich immer wieder die architektonische Einbindung in den Innenraum sowie die musikalische Anpassung an das Klangideal der Gemeinden heraus.

Klassischer Orgelprospekt oder architektonischer Gegenpol? Was in der einen Kirche aus denkmalpflegerischen oder architekturhistorischen Erwägungen unmöglich scheint, kann in einem anderen Raum zu einem spannenden Konzept führen. Welchen Standort soll die Orgel finden, wie groß muß sie sein, um den Kirchenraum klanglich zu füllen, aber auch dem Organisten ein breites musikalisches Repertoire zu ermöglichen! Diese spannenden Fragen stellen sich für den den Auftraggeber, Sachverständigen, Architekten und Orgelbauer immer wieder neu und müssen gemeinsam gelöst werden, denn schließlich wird die Orgel für viele Jahrzehnte einen erheblichen Einfluß auf das Erscheinungsbild des Kirchenraumes und das musikalische Leben der Gemeinde haben.

Vielfältig sind die musikalischen Anforderungen an eine Kirchenorgel. Sie muß die geistliche Liturgie und den Kirchengesang begleiten, aber auch konzertante Aufgaben erfüllen. Meist gilt, je größer Gemeinde und Kirche sind, desto wichtiger sind die konzertanten Aufgaben der Orgel. Aber auch in den größeren Kirchen finden z.B. kleinere  Taufen, Trauungen oder Trauerfeiern statt, denen die Orgel ebenso gerecht werden muß wie beispielsweise überfüllten Weihnachtskonzerten.

In einem jahrhundertealten Handwerk wie dem Orgelbau spiegeln sich die stilistischen Strömungen und Entwicklungen der jeweiligen Zeit wider. Von den mittelalterlichen Anfängen über die obertonreicheren Barockorgeln, die grundtönigen, manchmal sinfonischen Instrumente des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts verlief die Entwicklung hin zu den „Universalorgeln“ Ende des 20. Jahrhunderts, den kompromißlosen Stilkopien von Barock-  und Romantikorgeln bis zu den Instrumenten des 21. Jahrhunderts. Diese lehnen sich noch an die Grundregeln der barocken Dispositionen an, unterliegen aber zunehmend romantischen Einflüssen.

Auch für diese musikalischen Fragen lassen sich optimale wie langfristige Lösungen nur im engen Zusammenwirken aller Beteiligten finden, und neben Organisten, Sachverständigen, Denkmalpflegern und dem Orgelbauer finden die Wünsche und Klangvorstellungen der Gemeinden, speziell der Orgelliebhaber,  immer stärker eine angemessene Berücksichtigung.

In Hunderten von Kirchenorgeln hat die Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt Fähigkeit bewiesen, an der Entwicklung individueller Konzepte für jeden Kirchenraum und für unterschiedlichste musikalische Ansprüche mitzuwirken.

Zum Konzept einer Konzertsaalorgel

Eine Prospektpfeife wird für den Einbau hochgehoben

Was für Orgeln generell gilt, macht sich bei Konzertorgeln besonders empfindlich bemerkbar: Die Raumakustik und der Orgelstandort haben entscheidenden Einfluß auf die klanglichen Ergebnisse, und die Auslegung des Instruments erfordert große Erfahrungen und ein hohes, von künstlerischer Intuition geleitetes Einfühlungsvermögen.

Auch die Konzertsaalorgel entwickelt sich kontinuierlich weiter, ihr Leitbild ist die sinfonische Orgel. Prägend für diesen Orgeltyp, gleich ob deutschen oder französischen Ursprungs, ist das romantische Klangideal.

Die Konzertsaalorgel soll zwei Funktionen erfüllen, die in einem gewissen Gegensatz zueinander stehen: Einerseits soll sie das Orchester begleiten und sich in dessen Klangkörper einfügen. Dabei darf sie das Orchester nicht dominieren, sondern soll es unterstützen und ergänzen, vor allem mit der einzig ihr vorbehaltenen Möglichkeit eines „statisch anhaltenden“ Klanges.

Andererseits wird von der Orgel auch eine raumgreifende Klangkraft erwartet, die sich über alle dynamischen Abstufungen vom Pianossimo bis zum Fortissimo erstreckt. So stehen Orgel und Orchester in einem ambivalenten Verhältnis zueinander, gleichwohl verbunden mit dem Anspruch, die Orgel auch orchestral spielen zu können.

Schließlich soll auf der modernen Konzertsaalorgel das Musikrepertoire auch früherer Stilepochen z.B. des 17. und 18. Jahrhunderts überzeugend spielbar sein. Daher werden in Ergänzung zu dem primär sinfonischen Charakter der Konzertsaalorgel auch „barocke“ Register in das Gesamtkonzept integriert und klanglich sensibel berücksichtigt.

Der reiche Erfahrungsschatz der Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt beim Bau von Konzertsaalorgeln resultierte in den vergangenen 60 Jahren in weltweit vielen, herausragenden Instrumenten, in Deutschland, Österreich, Japan, Südkorea, Slowenien, Spanien, Polen, Luxemburg und den USA.